Was bleibt nach der letzten Talfahrt?
Welche Spuren hinterlässt eine Bergbahn?

Art. 19         Beseitigung der Seilbahn

Wird der Betrieb einer Seilbahn definitiv eingestellt, so sind die Anlagen auf Kosten des Eigentümers oder der Eigentümerin zu entfernen. Die zuständige Behörde entscheidet, inwieweit der ursprüngliche Zustand wiederherzustellen ist.

aus dem Bundesgesetz über Seilbahnen zur Personenbeförderung (Seilbahngesetz, SebG)

Ulrichen-Senntum

Der Schlepplift war so konzipiert, dass er im Sommer mit Sesselliften hätte genutzt werden können. Doch in seiner Betriebszeit zwischen 1965 bis 1994 kam es infolge von Geldmangel nie so weit. Der Lift wurde laut der Gemeinde Obergoms aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. 2012 wurden die Masten entfernt. Die Talstation wurde von der damaligen Gemeinde Ulrichen übernommen und wird heute an einen einheimischen Landwirt als Materiallager vermietet.

Hungerberg

Das Skigebiet wurde 1974, mitten im Boom der 1970er, eröffnet und 1978 mit einem dritten Lift vervollständigt. 2008 war es nicht länger attraktiv, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Masten und die Talstation wurden zeitgleich mit dem Skilift Ulrichen-Senntum abgebaut.
Der Verein Pro Hungerberg setzt sich heute für neue Bergbahn-Infrastruktur oberhalb von Oberwald ein, um ein touristisches Angebot „mit der schönsten Aussicht ins Goms“ zu sichern. Der Kostenpunkt für eine Erneuerung des Bergrestaurants beträgt rund eine Million Franken, der Bau einer Gondelbahn würde mit 2.7 bis 3.2 Millionen Franken veranschlagt.

Arolla

Der Schlepplift „La Guitza“ hat zu einer Reihe von Bergbahnen gehört, die in den späten 1960ern die Anfangszeit des Skigebiets Arolla mitgeprägt haben. Mit dem Schliessen von “La Guitza” 2004 ist der einzige Lift, welcher vom oberen Dorfkern ins Skigebiet führte, und zahlreiche Pisten verloren gegangen.
Der Schlepplift war ein typisches Modell des Seilbahnbauers POMA, dessen Lifte sich dadurch auszeichnen, dass die Bügel bei der Talstation erst vom Liftpersonal ins Seil eingehängt werden müssen und dann vom Gewicht der SkifahrerInnen verkanten. Die Zugbügel werden an der Bergstation gesammelt und vom Personal wieder zur Talstation gebracht. So werden die Stangen nur bei Benutzung auf die Strecke geschickt, was den Verschleiss deutlich reduziert. Die Zugbügel besitzen aber keine Einzugsapparate, sondern  bloss eine Feder und somit eine feste Länge, weswegen das bergfahrende Liftseil eine fixe Distanz zum Boden haben muss und deswegen mehr Masten nötig sind als bei Liften anderer Hersteller.

Erner Galen

Das Skigebiet Erner Galen oberhalb von Mühlebach VS wurde 1981 eröffnet und 1986, 1990 und 1996 saniert. Die 2007 vom Bund auferlegten Modernisierungen (Kosten: 1,5 Millionen Franken) waren vom Betrieb nicht tragbar, selbst dann nicht, als die Gemeinde 140’000 Franken beisteuerte. Man beschloss, die Anlagen zu verschenken unter der Bedingung, dass sie weitergeführt werden. Für den symbolischen Preis von einem Franken kaufte 2008 ein britischer Geschäftsmann die Bahnen auf. Er plante 50 Millionen Franken zu investieren und über 500 Schlafplätze zu bauen. Davon ist nichts passiert. 2011 zog der Investor sein Vorhaben zurück und die Bahnen wurden rückgebaut.

Fiescheralp

Die Talstation Fiesch ragt aus dem Waldstück wie ein Schatten vergangener Zeiten. Hier starteten zwei Gondelbahnen: Fiesch-Fiescheralp 1 und Fiesch-Fiescheralp 2. Beide verbanden Fiesch mit der Bergstation Fiescheralp auf 2222 m, nachdem sie eine Strecke von 2938 m und eine Höhendifferenz von 1152 m zurückgelegt hatten. Von dort aus führt eine weitere Bergbahn zum Eggishorn. Fiesch-Fiescheralp 1 war von 1966 bis 2020 in Betrieb und Fiesch-Fiescheralp 2 von 1974 bis 2019. Eine der gelb-roten Gondeln steht nun auf dem Gelände des gegenüberliegenden Hotels. Beide wurden von der neuen Bahn Fiesch-Fiescheralp ersetzt, welche vom ÖV Hub Fiesch zum Kühboden führt.

Simplon

Die zwei Schlepplifte auf dem Simplonpass wurden 1963 und 1969 in Betrieb genommen. Heute erinnern nur noch Betonbröckchen und verlotterte Gebäude an die einstige Bergbahn.